Die Filmstarts-Kritik zu Severance - Ein blutiger Betriebsausflug (2024)

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Severance - Ein blutiger Betriebsausflug

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

4,0

stark

Severance - Ein blutiger Betriebsausflug

Von Deike Stagge

Zur Eröffnung des Fantasy Filmfestes muss natürlich ein besonderes, repräsentatives Aufmacherfilmchen her, das das Festival mit einem Knall eröffnet und den Besuchern Lust auf mehr macht. In diesem Jahr fiel die Wahl auf das britische Komödien-Horror-Crossover „Severance“ von Christopher Smith - und diese Wahl ist gut getroffen.

Das Erstlingswerk Creep von Smith, der bei seinen Filmen auch stets das Drehbuch schreibt, konnte als englischer U-Bahnschocker trotz einer lauf- und kampfwilligen Franka Potente nicht voll überzeugen, weil das Drehbuch die Handlung in immer groteskere Bahnen warf. Genau daran hat aber Smith mit seinem neuen Co-Autor James Moran, der bislang nur im Kurzfilmgenre gearbeitet hat, ordentlich gefeilt. Herausgekommen ist dabei eine nicht nur sehr spannende, sondern vor allem bis zum Ende gut getimte Horrorkomödie, die sich neben Splattereffekten und einer abgefahrenen Hetzjagd durch dunkle russische Wälder vor allem auf ihren bitterbösen Humor verlassen kann, um dem Publikum eine unterhaltsame und überzeugende Vorstellung zu bieten.

Es fängt alles ganz harmlos an. Ein Team der Palisade Defense Waffenfirma wird zum Teambuilding-Wochenende in die russische Pampa geschickt, wo in einer abgelegenen Lodge neben Paintball-Skills auch der Gruppenzusammenhalt gestärkt werden soll. Während sich Streber Gordon (Andy Nyman) und der unfähige Boss Richard (Tim McInnerny) auf die Abgelegenheit freuen, mokieren sich die bieder-korrekte Jill (Claudie Blakley) und Karrierist Harris (Toby Stephens) über jede Kleinigkeit. Während der gutherzige Billy (Babou Ceesay) zwischen allen Fronten vermittelt, knallt sich Computerexperte Steve (Danny Dyer) einen Cocktail aus Magic Mushrooms und Gras rein, um das Wochenende zu überstehen und lässt sich von der amerikanischen Kollegin Maggie (Laura Harris) bei seinen Trips beruhigen. Auch wenn der Horror schon darin bestehen könnte, dass diese Menschen ein Wochenende zusammen verbringen müssen, beginnt der Ärger erst richtig, als das Team feststellt, dass die Lodge total heruntergekommen ist. Schon in der ersten Nacht glaubt Jill, einen Vermummten vor ihrem Fenster zu sehen, der sie beobachtet.

Harris entdeckt im Keller der Lodge Dokumente, die eine Verbindung von Palisade Defense zu der Herberge des Teams herstellen. Als bei einem Ausflug die Gruppe äußerst schmerzhaft (und für das Publikum gnadenlos komisch) bemerkt, dass der Wald bis ins letzte Unterholz mit Palisade Defenses effektivsten Guerilla-Waffen vermint wurde, setzt man zur gemeinsamen Flucht an. Doch dafür könnte es mittlerweile zu spät sein, denn die Umgebung ist voller jagdhungriger Terroristen, die nichts lieber tun, als ein Gruppenmitglied nach dem anderen genüsslich und in morbiden Details abzuschlachten.

Das Schlachtfest kann beginnen. „Severance“ lebt von der herrlich stereotypen Zusammenstellung seiner acht Protagonisten, die jeder aus seiner alltäglichen Büroumgebung kennt. Diese Middle-Class-Engländer in einem derartigen Szenario zwischen bizarr-brutalen Killern und den internen Tea-Time-Gesprächen über die Entwicklung einer humanen Landmine zu beobachten, trainiert die Lachmuskeln ungemein. In jeder noch so brutalen Szene findet sich eine gehörige Portion derben Humors, dessen politisch unkorrektem Charme man sich kaum entziehen kann. Smith demaskiert nicht nur die Schwächen seiner einzelnen Figuren hervorragend und stellt sie ordentlich bloß, sondern baut mit der Persiflage auf die Waffenlobby auch eine Menge spitzzüngiger Seitenhiebe auf die (Film-)Welt nach dem 11. September ein, die sich Filmen wie Lord Of War direkt anschließen. Das Konzept lebt von der Interaktion der Charaktere miteinander, die sich nach einer sehr kurzen Exposition direkt in die Action stürzen. Ein paar Unausgewogenheiten im Tempo des Films sind dennoch merkbar. Hin und wieder gibt es doch noch kleine Hänger nach einer Metzelszene, in denen nichts so richtig vorangeht.

Gerade in Sachen Humor kann man „Severance“ aber eine Bestnote geben. Augenscheinlich funktioniert der typische britische Inselhumor auch als rabenschwarze Slapstickeinlage besonders gut. Das Drehbuch hält immer wieder neu, urkomische Wendungen und Running Gags bereit, die auch in der morbidesten Szene noch einen lauten Lacher provozieren. Dazu trägt auch die Performance der Schauspieler bei, die in Sachen Timing eine absolut funktionierende Darstellung abgeben. Laura Harris („The Faculty“), die vor allem aus den Serien „24“ (2. Staffel) und „Dead Like Me“ bekannt ist, liefert die grundsolide Darbietung der immer mehr zum Kampfschwein mutierenden abgebrühten Amerikanerin, während Toby Stephens quasi ein Reprise seines Bond-Bösewichts Gustav Graves aus James Bond 007 - Stirb an einem anderen Tag vollzieht. Die größte Sympathie der Zuschauer dürfte aber bei dem leicht durchgeknallten Steve liegen, dessen Darsteller Danny Dyer (The Football Factory, „Mean Machine“) Apathie und Verletzlichkeit in einen gelungenen Zusammenhang stellt.

Abgerundet wird „Severance“ auch dadurch, dass Regisseur Smith seinen Zuschauern langwierige Erklärungen oder Auflösungen erspart und sich auf das Wesentliche konzentriert: die Höhe des Blutzolls, den die Mitarbeiter der Waffenfirma für ihr Eindringen in die Lodge bezahlen müssen. Dadurch bekommt der Film viel Tempo, welches durch die vielen Scharmützel am Rande der Story aufrechterhalten wird. Es ist immer was los auf der Leinwand. Allerdings wird nicht ganz so viel Blut vergossen wie bei Hostel, The Descent oder ähnlichen Genrefilmen, der Horror steht öfters hinter der bizarr-schwarzen Attacke auf die Lachmuskeln in bester Final Destination-oder Shaun Of The Dead-Tradition zurück. Fazit: Wer gerne lacht, obwohl es eigentlich richtig böse wehtut, ist mit „Severance“ genau richtig bedient.

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Author: Van Hayes

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